Lindenbastpinsel herstellen

Vor kurzem hat Raphael in einem Kommentar zu meinem Artikel über Heiss-, Knochen- oder auch Glutinleim gefragt, wie ich meine Bastpinsel herstelle. Das hat mich auf die Idee gebracht, hier einen kurzen Bilderbericht über die Herstellung von Ebendiesen zu posten.

Ausgangspunkt ist der Park in dessen Nähe ich wohne. Dort haben die Winterstürme diverse Bäume gestürzt und von dort habe ich zwei Rindenstücke von einem Lindenstamm mitgenommen.

Rinde von der Linde
Das Ausgangsmaterial. Noch mit der äußeren Rinde und Moos ist der Bast nicht sichtbar.
im Querschnitt bekommt man aber schon eine Ahnung davon, das hier sehr viele parallele Fasern vorhanden sind.
An der Schnitzbank wird die äußere Rinde mit dem Ziehmesser behutsam entfernt.
Jetzt ist nur noch Bast vorhanden. Der wird wie gezeigt weiterverarbeitet, indem vorsichtig mit dem Schnitzmesser entlang der Bastfasern aufgetrennt wird. Danach forme ich mit dem Schnitzmesser die Form des Pinsels.

Man sieht es jetzt noch nicht, aber dies werden die haarigen Spitzen der Pinsel. Das Prozedere ist nun so, daß ich diese so vorbereiteten Rohlinge mit meinem Dengelhammer auf dem Amboß vorsichtig hämmere. Natürlich geht das mit jedem Hammer und einer soligen Auflage. Ich hämmere die Pinsel im noch nassen Zustand. Und danach lege ich sie zum trocknen auf die Seite.

Die gerade Spitze habe ich ein auch angespitzt, aber eben gerade. Das sieht man auf diesem Bild nicht.
Das ist die gerade Version nach dem bearbeiten mit dem Dengelhammer
Und hier die spitze Version meines Bastpinsels

An den letzten beiden Bildern erkenne ich sehr schön den Aufbau des Bastes. Er besteht aus vielen parallelen Bastfasern die mit einer Füllmasse verbunden sind. Durch das hämmern löst sich die verbindende Masse. Schön zu sehen an den Flocken die vorne herauskommen. Übrig bleiben die Fasern. Es ist ein wenig Geduld erforderlich! Nur leicht hämmern und kontinuierlich. Nach dem Trocknen bröselt der Rest zwischen den Fasern heraus und ein neuer Leimpinsel ist entstanden.

2 Gedanken zu „Lindenbastpinsel herstellen“

  1. Hallo Regina, ich freue mich sehr über deine Rückmeldung. Es findet sich auch an Ulme eine Bastschicht in der Rinde. Die ist allerdings dünner und mehr zum Flechten von sehr reißfesten und funktional-schönen Schnüren geeignet. Meine Leimpinsel bewähren sich bei der täglichen Arbeit mit Holz. Da ich ausschließlich mit glutinhaltigen Heißleimen arbeite (Haut- und Knochenleime) und die Bastpinsel für diese Art der Leimung einfach perfekt sind. Der Vorteil ist ich trage damit keine Kunststoffe in die Umwelt und die Leimung kann mit heissem Wasser wieder geöffnet werden, z.B. um Reparaturen durchzuführen.

    Grüße zurück aus München

  2. Sehr schöne Beschreibung! Von meinem lieben, schon lange verstorbenen Botanikdozenten Dr. Klaus Drumm/ Tübingen, habe ich einmal (ca. 1980) auf einer Exkursion als junge Biologie-Studentin die Herstellung eines solchen Pinsels demonstriert bekommen, was mich sehr beeindruckt hat. Er hat mir den Pinsel geschenkt, und ich habe diesen heute noch. Ich wusste nur nicht mehr, welche Baumrinde er benutzt hat. Vielen Dank für Ihre Hilfe!

    Viele Grüße aus Tübingen.

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