Jeden Tag aufs Neue eineinhalb Stunden!

Meine Tage sind streng rhythmisiert durch die Dialysebehandlungen. Jeden zweiten Tag habe ich nachmittags sozusagen eine Zwangspause bedingt durch die nötige Behandlung. Natürlich gestalte ich diese Behandlungszeit für mich so gut wie möglich. Vorher am Tag habe ich für meine Familie und für mich eingekauft, geputzt oder gekocht. Und natürlich brauche ich auch mindestens eineinhalb Stunden Werkstattzeit, damit es mir gut geht. Ich wundere mich immer wieder, wie viel ich mit diesem eigentlich kurzem Zeitraum in meiner Holzwerkstatt erreichen kann.

Eine alte Eiche, schon tot aber voller Leben!

Um mich fit zu halten und die dialysebedingte Bewegungsarmut auszugleichen gehe ich auch häufig spazieren und fahre mit Rad und Hund in den Wald. Ziemlich häufig ergibt sich in der Werkstatt eine Situation, wo ich nicht mehr weiter weiß. Auf dem Weg durch den Wald kann ich in Ruhe über das Problem nachdenken.

Impressionen aus meiner Werkstatt:

Ulmenholz! Kontroliert gespalten und roh behauen und an der Schnitzbank in Form gebracht . Arbeitsschritte im Freien.
Das gleiche Holz, nun heiß gebogen und fein geformt! Drinnen in der Werkstatt.

Immer nur ca. eineinhalb Stunden. Jeden Tag aufs Neue. So entsteht zur Zeit in meiner Werkstatt ein Schaukelstuhl. Noch sind Details der Sitzfläche zu formen und die Rückenlehne hat noch nicht die Form, die mir gefällt. Aber man sieht schon was:

Hier stehe ich gerade vor dem Problem, die Kufen im richtigen Winkel an die Stuhlbeine zu zapfen. In welcher Neigung schaukelt der Stuhl am besten? Wie schaffe ich es, dass die Kufen plan am Boden aufliegen? In Ruhe wirken lassen und in den Wald gehen!

Nach der Werkstatteinheit und während das Heimdialysegerät warmläuft mache ich mir was zu essen und koche einen Getreidekaffe. Ich brauche vor der Dialyse auf alle Fälle ein gutes Essen und währenddessen habe ich immer was zu trinken und noch eine Kleinigkeit zu essen. Zum Beispiel esse ich gern Kekse, Zwieback oder Reis/Maiswaffeln mit Butter und immer bekomme ich auch etwas Obst dazu. Diese Nahrungszufuhr bewirkt, das ich auch nach der Dialyse relativ fit bin. Wichtig für die partnerlose Heimhämodialyse ist die Vorbereitung der Behandlung und vor allem die Bereitschaft zur Selbstfürsorge. Alles für die Behandlung selbst, der Snack und Getränke, Stomaversorgung (eine Wohltat einfach den Stomabeutel zu wechseln – im Zentrum immer problematisch bis eigentlich nicht möglich). Ich habe auch eine Urinflasche in der Nähe des Behandlungsplatzes (die brauche ich, weil ich noch eine Restausscheidung habe). So vorbereitet gelingt meine Behandlung immer!


„Partnerlose Heimhämodialyse ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben!“

Michael Göbl

Manchmal kann ich nach der Dialyse noch eine ruhige Gymnastikeinheit einlegen oder spazieren gehen. Oft bin ich aber auch nach der Dialyse zu nichts anderen mehr fähig, als zu schlafen. Das ist bedauerlich, aber hinnehmbar in Anbetracht, dass ich am nächsten Tag wieder ein Leben führen kann, welches voller Freude und Qualität ist.

HHD – Heimhämodialyse

Seit Anfang April behandle ich mich selbst mit HHD. Meine ersten Erfahrungen beschreibe ich in diesem Bericht.

Von zehn Jahren Zentrumsdialyse ausgehend, habe ich jetzt vor allem das Gefühl von wiedergewonnener Freiheit. Diese zurückgewonnene zeitliche Flexibilität ist ein großer Segen für mich. Ich muß nun nicht mehr auf Biegen und Brechen den Zentrumsrhythmus einhalten und kann zeitlich flexibel die Dialysebehandlung auf meine Bedürfnisse abstimmen.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich nun nicht mehr dauernd nicht zuhause bin. Bisher war es für meine Familie ganz klar, das der Papa in der Dialyse ist und somit häufig nicht anwesend. Besonderere Momente im Familienleben, z.B. ein Kind hat Geburtstag, oder es sind Feiertage, der fest vorgegebene zeitliche Rahmen der Zentrumsbehandlung läuft weiter. Viele dieser Begebenheiten bekam ich in der Vergangenheit gar nicht mit. Alle Familienmitglieder litten unter diesen Zwangsunterbrechnungen.

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Lager für Heimhämodialyse

Vorgeschichte:

Auf dem langen Weg hin zur Heimhämodialyse (HHD) auf dem ich mich ja nun schon seit einiger Zeit befinde, geht es langsam voran. Ich kann es selbst noch gar nicht glauben, dass ich nun fast alle Hürden genommen habe. Diese Woche soll nun das umfangreiche Material für die Dialyse geliefert werden.

Die Herausforderung das medizinischen Material zu lagern beschäftigt mich seit Dezember.

Vor allem zwanzig Stück 10l Konzentratkanister die alle zwei Monate geliefert werden, stellten mich vor eine Herausforderung.

Ausgangslage ist, dass ich in der Wohnung nur Verbrauchsmaterial für die laufende Woche lagern kann (max. 3 Kanister). Die einzige weitere Möglichkeit zur Lagerung von Material ist der zur Wohnung gehörende Keller. Da wir eine vierköpfige Familie sind, ist der Keller seit dem wir hier wohnen immer gefühlt zu voll und man kommt an die Sachen die man braucht nicht ran.

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Heimhämodialyse (HHD)

Mein Weg bis zur Heimdialyse verläuft auf vielen Umwegen und ist mit Hindernissen versehen. Ich versuche hier den Verlauf zu schildern:

Seit 10 Jahren werde ich in einem Dialysezentrum behandelt, um mit den Auswirkungen der chronischen Nierenerkrankung leben zu können. Das ist auch jetzt noch so, soll sich aber bis April 2020 ändern. Am Anfang dieser Zeit begegnete ich einem Patientenpaar, die gerade mit dem Training für die HHD befasst waren. Ich war in Schockstarre und habe zwar interessiert zugehört und Gespräche geführt, aber das dies eine Möglichkeit für mich wäre, war undenkbar.

„Es wäre gut wenn sie lernen sich selbst zu punktieren“

Nephrologin in einem der ersten Gespräche kurz vor Beginn der Dialyse

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